Ein sehr beliebtes Thema ist die Herausforderung gesunde Grenzen in Beziehungen in der Partnerschaft, Freundschaft oder im Job zu setzen. Wir werfen heute mal einen genaueren Blick auf die typischen Verhaltensweisen und die Ursachen von Co-Abhängigkeit und warum Grenzen setzen zur größten Herausforderung wird.

Wenn du in einer Beziehung deine Bedürfnisse, deine Grenzen, deine Rechte, ja deine innere Wahrheit nicht achtest und dich in den Erwartungen und Forderungen deiner/s Partner/in komplett verlierst, spricht man von Co-Abhängigkeit.

Co-Abhängigkeit ist ein erlerntes Verhalten, das oft in sehr früher Kindheit entwickelt wird. Die meisten Co-Abhängigen kommen aus dysfunktionalen Familie. Oft mit einer Geschichte von Co-Abhängigkeit und süchtigen, narzisstischen oder emotional nicht verfügbaren Eltern/ Bezugspersonen.

Das co-abhängige, toxische oder narzisstische Elternteil/Bezugsperson gibt in der Kindheit das Muster dafür vor, wie Kinder eine Beziehung sehen. Kinder lernen vom co-abhängigen, toxischen oder narzisstische Elternteil/Bezugsperson sich in der Beziehung mehr anzustrengen, alles zu geben, um die Bedürfnisse des Elternteils zu befriedigen. Zudem lernen sie, dass sie irgendwie die notwendigen Änderungen vornehmen können, um die Beziehung zum Elternteil/ Bezugsperson zu schlichten oder zu heilen.

Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Kinder aus in dysfunktionalen Familien eine elterliche Rolle übernehmen, da die Eltern zu sehr in der Dynamik ihrer eigenen destruktiven/ toxischen Beziehung gefangen sind. Kinder lernen dann, wie man “auf rohen Eierschalen geht”, wie man seine Bedürfnisse verborgen hält und die Bedürfnisse anderer vor alles andere stellt, und wie das äußere Erscheinungsbild oder der Status der Beziehung von größter Bedeutung ist.

Kinder aus dysfunktionalen Familien haben somit gelernt, nicht ihr eigenes Selbstwertgefühl, ihre eigene Identität zu entwickeln oder ihren eigenen Wert zu fördern, um sich selbst als wichtiges und autonomes Individuum zu sehen. So kämpfen sie später in zukünftigen Beziehungen (Job, Partnerschaft, Freundschaft) auf die selbe Art und Weise wie in der Kindheit nach Liebe und Anerkennung. Sie sind immer auf der Suche nach jemandem, der “geheilt” werden will oder um den sie sich kümmern müssen, anstatt einen Partner zu finden, der ihnen eine sichere, unabhängige und liebevolle Beziehung schenkt.

Kommt dir davon etwas bekannt vor? Kann es sein, dass es dir wichtiger ist, sich um die Bedürfnisse deines Partners zu kümmern, als selbst glücklich zu sein? Bis du möglicherweise co-abhängig?

Als Co-Abhängige/r hast du große Schwierigkeiten, Grenzen in Beziehungen zu setzen. Selbst der Gedanke oder auch das gesprochene Wort “Nein” zum Partner verursacht im Inneren Angst vor Ablehnung, weil er/sie dann wütend, unzufrieden oder verärgert auf dich reagiert.

Aber gleichzeitig fühlst du dich unglücklich in der Beziehung. Die meisten Co-Abhängigen fühlen sich in einer Beziehung gefangen, aber das Bedürfnis, mit jemandem zusammen zu sein und nicht allein, ist ein beängstigenderer Gedanke. Gleichzeitig ist es sehr üblich, dass eine Person, die co-abhängig ist, frustriert und sogar wütend über die Menge an Energie und Zeit ist, die sie in eine ungesunde Beziehung ohne Gegenleistung und Wertschätzung hineinsteckt.

Im Laufe der Zeit in der Beziehung baut sich im Co-Abhängigen Wut und Frustration auf, die aber sich nach Innen richtet und zu selbstwertzerstörrischen Gedanken, Selbstzweifel, Selbsthass und Depressionen führt. Denn nach Außen kann der Co-Abhängige ja seine Wut und Groll gegenüber den Partner nicht ausdrücken, da es in der Beziehung das Risiko von Konflikten, Rache oder anderen Feindseligkeiten erhöht. Konflikte will ja der Co-Abhängige im Kampf um die Schaffung der “perfekten & harmonischen” Beziehung vermeiden.

Die Wurzel all dieser Konflikte und Auseinandersetzungen innerhalb der Beziehung, wird oft durch fehlende Grenzen verursacht. Somit ist der Co-Abhängige bereit, sein eigenes persönliches Glück aufzugeben, sich zu unterwerfen und versucht immer wieder eine positive Beziehung zum Partner aufzbauen, den man niemals zufrieden stellen kann.

Irgendwann wird dem Co-Abhängige diese Ungerechtigkeit bewusst, aber die Angst abgelehnt zu werden oder wieder in eine Konfliktsituation zu geraten, ist so groß. Ein “Nein” zu sagen, um gesunde Grenzen zu setzen, fällt einem Co-Abhängigen sehr schwer.

Grenzen setzen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben

Wir kennen Grenzen als Regeln oder unsichtbare Mauern oder Zäune, die Menschen trennen.

Grenzen sind aber die physischen, emotionalen und mentalen Elemente des Lebens, von denen du dich von anderen abgrenzt. Grenzen sind auch die Regeln, nach denen wir andere Menschen wissen lassen, was wir akzeptieren und was nicht.

Wenn wir es versäumen, uns selbst Grenzen zu setzen, erlauben wir automatisch und standardmäßig, dass andere Personen diese Grenzen setzen. Wir öffnen uns auch dafür, uns ständig mit irrationalen und unvernünftigen Erwartungen derjenigen auseinandersetzen zu müssen, die bereit sind, mehr als ihren gerechten Anteil zu übernehmen. Also, wie setzt man Grenzen, und woher wissen andere, was diese Grenzen sind?

Der Schlüssel zum Setzen von Grenzen besteht darin, andere wissen zu lassen, dass Grenzen bei dir existieren.

Beispiel:

Stell dir ein Kind in der Küche vor. Es darf auf alles zugreifen, was es essen will. Du hast keine Ernährungsgrenzen festgelegt. Was wählt natürlich ein Kind? Alles was, es gerne mag wie Chips, Süßigkeiten, Eis etc. pp. Es wird garantiert nicht auf gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse zugreifen. Eltern setzen Kindern natürlich Grenzen über das Essen und lassen sie die Regeln und Erwartungen wissen. Dies kann beinhalten, eine kleine Portion Eis nach dem Essen zu sich zu nehmen oder gelegentlich und in begrenzter Anzahl Kekse zu sich zu nehmen. Kinder lernen diese Grenzen, wenn die Regel erklärt wird. Das bedeutet nicht, dass sie diese Grenzen nicht testen werden, und die Eltern müssen fest und konsequent sein.

Co-Abhängige mögen in der Beziehung die Grenzen verstehen, die sie brauchen, aber ihre Durchsetzungsvermögen ist das Problem. Das Thema mit dem Durchsetzungsvermögen wird natürlich bei narzisstischen Partner zu einem riesigen Problem. Denn der toxische/ narzisstische Partner ist sich der Dynamik des fehlenden Durchsetzungsvermögen bewusst und hat große Freude daran, diese Grenzen zu verschieben und sie zu manipulieren.

Die sechs häufigsten Gründe, warum Grenzen setzen zur Herausforderung wird:

1. Angst vor Konfrontation/ Konflikten:

Der Akt dem Partner zu wiedersprechen, kann sehr überwältigend sein. Vor allem, wenn das Problem in Vergangenheit dafür gesorgt hat, dass der Partner in Vergangenheit gegangen ist, eine Schweigesitzung abgehalten hat, emotional oder körperlich verletzlich wurde

2. Mangelndes Verständnis für Bedürfnisse:

Wenn du nie Grenzen in Beziehungen kennen gelernt hast, auch nicht in deine Elternhaus, dann ist es heute für dich schwierig zu wissen, was du brauchst.

3. Der Glaubenssatz “Der andere ist wichtig und muss an erster Stelle stehen oder man muss es ihm recht machen” oder “Der Kunde ist König”

Dieser Glaube ist häufig so tief verwurzelt, dass man die andere Person (Partner, Freundin, Kunde, Ehefrau/mann, Kind) an erster Stelle stellt und das es mit diesem Glauben eine echte Herausforderung wird, dann Grenzen zu setzen und sie auch noch aufrechtzuerhalten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

4. Angst vor Ablehnung

Gerade Narzissten wollen in der Beziehung immer ihren Willen durchsetzen. Da wird es dem Co-Abhängigen beim Setzen von Grenzen zu einem Mangel an Zustimmung führen. Die Angst vor Ablehnung ist die größe Angst und auch eine wichtigste Arbeit im Coaching, um gesunde Beziehungen zu entwickeln und nicht mehr nachzugeben des Friedenswillen.

5. Mangel an Unterstützung

Es kann auch möglich sein, dass man als Co-Abhängiger in einer Beziehung emotional und sozial isoliert lebt. Schließlich verbringt ja der Co-Abhängie die meiste Zeit damit, den Partner glücklich zu machen. Diese Isolation und der Mangel an Unterstützung kommen dem Narzissten oder emotional missbräuchlichen Partner zugute, da sie sich bewusst sind, dass sie die einzige Verbindung des Co-Abhängigen sind.

6. fehlendes Selbstwertgefühl

Mit einem geringen Selbstwertgefühl sieht der Co-Abhängige sich selbst nicht als würdig für den Respekt anderer aufzustehen, weil es zur Herausforderung führt, eigene Grenzen zu setzen und dann im Nachgang mit den Konsequenzen zu leben.

Weißt du was die gute Nachricht ist, dass du die Art von Überzeugungen, Ängsten und Problemen verändern kannst. Es ist wichtig, neue Wege zu lernen, Grenzen zu setzen, die Selbstfürsorge und Selbstliebe beinhalten, damit sich auch ein Co-Abhängiger endlich wohl in seiner Haut fühlen kann.

Es ist eine Reise zu sich selbt, wenn man beginnt seine eigenen Ängsten und Muster zu überwinden, um gesunden Grenzen zu setzen. Das ganze braucht Zeit, manchmal auch Unterstützung durch einen Coach und vor allem die Bereitschaft zu lernen und wieder an sich selbst zu glauben.

Sich selbst lieben ist der erste Schritt auf deiner persönlichen Heldenreise, um sein Selbstwertgefühl zu entwickeln. Es ist ein Lernprozess, und es geht darum, all diese negativen Botschaften zu verlernen und offen dafür zu sein, sich selbst aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten.

Was eine Person in einer Beziehung bereit ist zu akzeptieren, kann bei einer anderen Person schon wieder ganz anders aussehen. Fakt ist, das was man akzeptiert, muss gesund und positiv sein. Dazu darf einem bewusst sein, was man schätzt und braucht in einer Beziehung, um gesunde Grenzen zu setzen.

Was sind deine Wünsche, Werte und Bedürfnisse in einer Beziehung oder im Leben? Notiere sie.

Ein Problem für Co-Abhängige ist häufig, dass sie keine Zeit haben und ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Werte nicht kennen. Sie haben Angst, die Freundschaft oder den Status zu verlieren, also sagen sie lieber “Ja” zu allem, auch wenn sie nicht die Zeit oder die Energie haben, die Dinge zu tun, zu denen sie sich verpflichtet haben.

Sie dürfen wiedern lernen, sich die Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken, was SIE tun möchten, und IHRE Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse zu priorisieren statt für andere.

Es ist ja einfachen lieber “Nein” zu sich selbst zu sagen oder “Ich bin beschäftigt”, weil man dann als Co-Abhängiger in der Abgrenzung zu anderen nicht von seinen Schuldgefühlen und Ängsten überwältigt wird, weil man für seine eigenen Bedürfnissse aufgestanden ist.

Zu verstehen und zu fühlen, warum man keinen Grenzen setzt in jeglicher Art von Beziehungen, kann viele neue Aha-Momente im Bewusstsein hervorrufen.

Übung macht den Meister

Zu lernen, Grenzen zu setzen und sich an diese Grenzen zu halten, ohne nachzugeben oder zu alten, ungesunden Verhaltensweisen zurückzukehren, ist kompliziert und schwierig. Mit der Zeit wird das Setzen und Einhalten von Grenzen dir leichter fallen. Es kann Zeiten geben, in denen du anfängst, negativ zu denken, einfach den Konflikt vermeiden willst oder emotional müde bist. Aber selbst in diesen Situationen kannst du stark und durchsetzungsfähig sein und üben, für dich selbst zu sorgen….

Übe in deinen nächsten Beziehungen im Job, in der Freundschaft oder in der Partnerschaft Grenzen zu setzen.

Kommuniziere deine Bedürfnisse, Wünsche und Werte. Das mag am Anfang sich anfühlen, wie das Erlernen einer neuen Sprache. Denn du hast in Vergangenheit noch nie über deine Bedürfnisse gesprochen…

Übe, übe & übe!

Ich hoffe, dass ich dich heute mit meinem Blogartikel inspirieren konnte. Möge die Liebe auf deinem Weg immer der Wegweiser sein. Healthy-happy-holy!

Deine Mareike Hummel


Als Founderin der Alpaka Residenz Hummeltamm an der Ostsee und als Expertin für den Neubeginn nach toxischen/ narzisstischen Beziehungen begleite ich empathische Frauen auf ihrem Weg nach der Trennung zur emotionalen Unabhängigkeit und in die Selbstermächtigung. Ich helfe ihnen, sich aus emotionalen Verstrickungen zu befreien und unterstütze sie dabei, ihre persönliche Stärke wiederzufinden, ihre Visionen zu verwirklichen und erfüllte Beziehungen anzuziehen. Erstgespräch buchen

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