Kathrin war eine erfolgreiche Unternehmerin. Mit einem florierenden Geschäft, einem engagierten Team und vielen Geschäftskontakten wirkte sie nach außen hin wie das Bild einer starken und souveränen Führungskraft. Doch hinter den Kulissen kämpfte sie mit einem Problem, das viele nicht kannten: Sie versuchte, es jedem recht zu machen. Ob es die Erwartungen ihrer Mitarbeiter waren, die Anforderungen ihrer Kunden oder die Wünsche ihrer Geschäftspartner – Kathrin bemühte sich unermüdlich, allen zu gefallen. Doch je mehr sie gab, desto leerer fühlte sie sich. Eines Abends saß sie allein in ihrem Büro, müde und ausgebrannt, und fragte sich: „Warum fühlt es sich an, als ob ich immer nur gebe, aber nie wirklich etwas zurückbekomme?“
Es war, als hätte sie sich selbst in einem unsichtbaren Gefängnis eingesperrt – ein Gefängnis aus Angst vor Ablehnung und Konflikten. Doch dann kam der Wendepunkt. Nach einer besonders anstrengenden Woche, in der sie all ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt hatte, um ein großes Projekt abzuschließen, erhielt sie eine E-Mail von einem Kunden. Statt eines Dankes oder einer Anerkennung beschwerte sich der Kunde über Kleinigkeiten. Etwas in ihr zerbrach. In diesem Moment wurde ihr klar: So konnte es nicht weitergehen. Ihre ständige Bereitschaft, es allen recht zu machen, belastete nicht nur ihr Geschäft, sondern auch ihre Gesundheit und ihre Lebensfreude.
Das war der Moment, in dem sie beschloss, etwas zu ändern. Doch warum geraten so viele Menschen – besonders empathische und gutherzige Personen – in die Falle des People Pleasing und der sogenannten „Bambi-Haltung“?
Was ist die „Bambi-Haltung“ mit People Pleasing zu tun?
Der Begriff „Bambi-Haltung“ beschreibt ein Verhalten, das durch übermäßiges Gefallenwollen und die ständige Suche nach externer Bestätigung geprägt ist. Diese Menschen agieren wie das ängstliche Reh „Bambi“, das unsicher durch den Wald blickt, ständig darauf bedacht, niemanden zu verärgern oder in Schwierigkeiten zu geraten. Sie sind hochsensibel für die Bedürfnisse anderer und passen sich schnell an, um Konflikte zu vermeiden. Doch genau diese Haltung macht sie anfällig für manipulative Menschen, wie beispielsweise Narzissten, die diese Schwäche erkennen und ausnutzen.
Hier sind einige zentrale Gründe, warum Menschen in die „Bambi-Haltung“ geraten und wie sie ausgenutzt werden:
1. Grenzenlosigkeit
Menschen, die sich in der „Bambi-Gefallenwollen“-Reaktion befinden, haben oft Schwierigkeiten, klare Grenzen zu setzen. Sie sagen „Ja“, wenn sie „Nein“ meinen, nehmen zusätzliche Aufgaben an, auch wenn sie bereits überlastet sind, und lassen andere über ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse hinweggehen. Gerade narzisstische Menschen erkennen diese Schwäche und nutzen sie, um die Grenzen dieser Personen immer weiter auszudehnen. Das Ergebnis? Die Bedürfnisse des „People Pleasers“ verschwinden vollkommen, während die Wünsche des Gegenübers dominieren.
Was Kathrin geändert hat: Kathrin begann, kleine Grenzen zu setzen – zunächst in Bereichen, die ihr weniger Angst machten. Sie lehnte unnötige Meetings ab und setzte klare Arbeitszeiten fest. Nach und nach wurde ihr bewusst: Die Welt brach nicht zusammen, wenn sie „Nein“ sagte. Schritt für Schritt baute sie diese Praxis in alle Bereiche ihres Lebens ein.
2. Geringes Selbstwertgefühl
Ein weiteres Merkmal der „Bambi-Haltung“ ist ein niedriges Selbstwertgefühl. Menschen in dieser Rolle haben tief im Inneren das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Diese Unsicherheit macht sie anfällig für Manipulation durch Narzissten, die genau wissen, wie sie diese Schwäche ausnutzen können. Die ständige Suche nach externer Bestätigung und das Bedürfnis, sich über die Meinung anderer zu definieren, führen dazu, dass „People Pleaser“ leicht durch Schmeichelei und leere Versprechungen beeinflusst werden können.
Was Kathrin geändert hat: Sie begann, an ihrem Selbstwertgefühl zu arbeiten. Statt Anerkennung von außen zu suchen, schenkte sie sich selbst Anerkennung. Jeden Abend schrieb sie drei Dinge auf, die sie an diesem Tag gut gemacht hatte, egal wie klein sie waren. Diese einfache Übung half ihr, sich von externer Bestätigung zu lösen.
3. Hohe Anpassungsfähigkeit
Menschen mit einer „Bambi-Haltung“ sind wahre Anpassungskünstler. Sie nehmen die Stimmungen und Bedürfnisse ihrer Umgebung blitzschnell wahr und passen ihr Verhalten an, um Harmonie zu bewahren. Viele dominante, egoistische Menschen profitieren davon, weil sie sicherstellen können, dass ihre eigenen Wünsche immer erfüllt werden. Doch die ständige Anpassung führt dazu, dass der „People Pleaser“ seine eigenen Wünsche und Meinungen verliert.
Was Kathrin geändert hat: Sie begann, ihre eigenen Bedürfnisse klar zu formulieren. Sie nahm sich Zeit, um zu reflektieren, was sie wirklich wollte, bevor sie auf die Bedürfnisse anderer einging. Dadurch konnte sie sich vor dem völligen Verlust ihrer eigenen Identität schützen.
4. Emotionale Abhängigkeit
Eine der größten Gefahren der „Bambi-Haltung“ ist die emotionale Abhängigkeit. „People Pleaser“ fühlen sich oft nur dann wertvoll, wenn sie anderen gefallen können. Das führt zu einer ungesunden Bindung an Menschen, die ihre Unsicherheit ausnutzen. Manche Personen manipulieren diese emotionale Abhängigkeit gezielt, um Kontrolle und Macht über die betroffene Person zu erlangen. Die Angst vor Ablehnung oder Verlassenwerden hält den „People Pleaser“ in der toxischen Dynamik gefangen.
Was Kathrin geändert hat: Sie begann, diese Abhängigkeit zu durchbrechen, indem sie sich auf ihre eigenen Stärken fokussierte. Sie suchte bewusst nach Aktivitäten, die ihr Freude bereiteten, unabhängig davon, was andere darüber dachten. So konnte sie nach und nach ihr Selbstwertgefühl von der Anerkennung anderer lösen.
Raus aus der „Bambi-Haltung“: Drei Schritte, um People Pleasing zu beenden
Wenn du dich in diesen Beschreibungen wiedererkennst, ist es wichtig zu wissen: Du kannst das ändern. Der Weg aus der „Bambi-Haltung“ beginnt mit kleinen, bewussten Schritten, die dir helfen, deine eigene Stärke zurückzugewinnen und deine wahren Bedürfnisse wieder in den Mittelpunkt zu stellen.
- Achtsamkeit: Erkenne deine Muster
Führe ein „Achtsamkeitstagebuch“. Notiere dir täglich, in welchen Momenten du dich selbst zurückgestellt hast. Frage dich: „Warum habe ich so reagiert? Was hätte ich wirklich gebraucht?“ - Selbstmitgefühl: Werde dein eigener Verbündeter
Lege jeden Morgen eine Hand auf dein Herz und sage zu dir selbst: „Ich bin genug, so wie ich bin. Meine Bedürfnisse sind wichtig.“ - Setze klare Grenzen: Sage „Nein“ – ohne Schuldgefühle
Setze dir täglich eine „Nein“-Herausforderung. Finde eine kleine Situation, in der du ein „Nein“ sagen kannst. Spüre nach, wie es sich anfühlt, und erlaube dir, diese Entscheidung als Akt der Selbstfürsorge zu sehen.
Kathrin hat es geschafft, sich aus der „Bambi-Haltung“ zu befreien – und du kannst es auch. Es ist Zeit, deine eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen und dich für eine authentische, erfüllte Lebensweise zu entscheiden.
Lies dazu auch den Blogartikel: Abgrenzen leichter lernen – Die Befreiung des karmische Musters „Schwarze Magie“ könnte deine Lösung sein
Deine wahren Bedürfnisse wieder entdecken
People Pleasing und die „Bambi-Haltung“ sind tief verwurzelte Muster, die Zeit und gezielte Unterstützung brauchen, um sie wirklich aufzulösen. Es geht darum, alte Glaubenssätze zu transformieren, emotionale Abhängigkeiten zu durchbrechen und eine neue, stärkere Version deiner selbst zu entwickeln. Doch das musst du nicht alleine tun.
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Über Mareike Hummel
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